Vierzeiler und kurze Gedichte
ALLTAG
Der Frisör
Bei Unmut oder Seelenqualen
oder nur zerzausten Haaren
findest du gewiss Gehör
beim sachverständigen Frisör.
Der Beamte
Mit Ernst und mit Ergebenheit
leistet er den Amteseid,
erfüllt treu seinen Dienst am Staat,
steht stets mit Rat und Tat parat.
Der Ingenieur
Ob Brückenbau, ob Starkstromleitung,
Flugzeugtechnik, Bioheizung,
Neuerung im Schiffsverkehr…
Dem Ingenieur ist nix zu schwör!
Familienzwist
Wie oft gibt`s im Familienkreise
Zoff mit Oma, Tante, Kind?!
Doch ewig geht`s auf gleiche Weise,
da die Lieben halt so sind.
Der Familienhund
Du Schmuserich, du Seelentröster,
Zottelmonster, Müllverköster,
strahlst solch zufried`ne Ruhe aus,
bewachst, wenn wir nicht da, das Haus!
Auch wenn du nervst, riechst aus dem Schlund,
bist unser süßer Lieblingshund!
Meine Katze
Mal schmust du schnurrend, bist mal scheu,
bleibst immer nur dir selber treu.
Fauchst mich an, zeigst deine Krallen.
Lass‘ deine Launen mir gefallen.
Mit Öhrchenkraulen, Futtergabe
Bin ich dein ergebn`er Sklave.
Mit Leben ist so bunt mir dir –
Mein heißgeliebtes Katzentier!
Ungebetener Besuch
Wirst du von Gästen heimgesucht,
die lästig und nicht wohlgelitten?
Dann zög’re nicht, mit aller Wucht
sie nachdrücklich hinaus zu bitten!
Die LP
Die Schicksalsplatte meines Lebens
spielt Melodien meines Strebens.
Doch dann die Nadel sich verfängt,
in wunden Kratzern sie festhängt,
sodass dieselbe Leier tönt,
die unzugänglich klagt und stöhnt.
So geb‘ ich ihr `nen starken Schubs.
Ich will das Lied hör’n bis zum Schluss.
Das Segelboot
Auf dem Schiff der Sinnesfreuden
sollte man des Nachts nicht missen,
Wind und Wellen auszureiten
und am Mast die Fahne hissen!
So mancher hätt` gern ein Gedicht,
doch Verseschmieden geht heut‘ nicht,
denn im Moment regiert der Frust,
auf’s Dichten hab´ ich keine `n Bock.
Andere Wesen und Welten
Natürlich-Kreatürliches
Der Klang
Der Wind bewahrt ein altes Lied,
das in Vergessenheit geriet.
Doch die Natur dadurch erklingt,
es Stein und Baum und See durchdringt.
In allen Wesen, Flur und Wald
des Klanges Schönheit widerhallt.
Die Zeit
Der Zeiger tickt, der Sand verrinnt.
Ein Leben endet, eins beginnt.
Ein Augenblick voll Licht befreit
von 1000 Jahren Dunkelheit.
Ein Windhauch weht mich hin zu ihr,
zeigt meiner Seele still die Tür
zur segensreichen Ewigkeit
und ich verlasse alle Zeit.
In der Anderswelt
Manchmal lassen sie sich seh‘n,
wenn achtsam sie im Kreis sich dreh‘n .
erblühend unter Faunas Macht
entfalten sie die Blütenpracht.
Der Bäume Früchte überfließen,
wenn sie den neuen Tag begrüßen.
Du siehst vom Widerschein beflügelt,
wie Morgentau ihr Licht sanft spiegelt.
Du hört Gesang in Waldes Höh`n,
spürst ihren Tanz auf ruhigen Seen.
Doch Zweifel lässt sie still entschwinden.
Willst du sie für dich wiederfinden,
dann öffne Blick und Herz ganz weit
und du erkennst dein Elfenkleid.
Irrlichter
Er wandert sorglos durch den Wald.
Der Bäume Wesen wird Gestalt.
Ein Flügelschlag streift sanft sein Ohr.
Ein Sinnestrug? So kommt’s ihm vor!
Doch da tanzt lockend im Geäst
ein Lichtermeer! Und er verlässt
den altvertrauten Weg sogleich
und er betritt ein fremdes Reich.
Die Luft wird schwer, der Himmel finster
und zauberhafte Waldgespenster
nehmen ganz den Wand’rer ein
und zieh’n ihn ins Gesträuch hinein.
Darauf im Dickicht er verschwand
und man ihn niemals wiederfand.
Gruseliges
Walpurgisnacht
Hexen sind so freie Wesen
geheimnisvoller Macht.
Heut` wird der Menschen Geist genesen:
Es ist Walpurgisnacht!
Das Hexeneinmaleins
Erkenntnishungrig will die Hexe
tief ergründen das komplexe
Formelreich zur Weltenmacht,
skrupellos und unbedacht.
Mit fremden Zeichen alter Schriften
will sie das Geheimnis lüften,
was rein und ewig hat Bestand,
doch hochmütig ist ihr Verstand.
Und daran, was sie nie versteht,
sie letztendlich zugrunde geht.
Der Totentanz
Ich tanze mit ihm durch die dunkle Nacht
und er meine Regungen allzeit bewacht.
Er nahm mir fast alles, was mir sehr lieb war:
Mein Gut und mein Anseh`n, mein Leben sogar.
Und dennoch erscheint mir der Tanz mit ihm leicht,
da alles durch ihn zur Erfüllung gereicht,
denn ohne ihn wär es bedeutungslos.
Ich lass` meine Wünsche und Sehnsüchte los
und tanze mit ihm bis der Morgen erwacht,
bis seine Umarmung es schließlich vollbracht.
Henkersmahlzeit
Die Striche zeigen an den Wänden
mir mein letztes Morgenrot.
Mit Ketten an den wunden Händen
löffle ich den Brei aus Brot.
Wasser rinnt durch meine Kehle,
wie ich mich daran erlab‘!
Da holt der Henker meine Seele.
Ich gebe ihm den Löffel ab.
Halloween
Des Hauses Tür zur Geisterwelt
steht heute ganz weit offen.
Doch der Besuch dem nicht gefällt,
der möcht‘ auf Ruhe hoffen.
Denn mancher Gast sieht schaurig aus,
recht dürr, mit weißen Knochen.
Er füllt mit Furcht und Lärm das Haus,
bestrebt, zum Tanz zu locken.
Will man sich dabei schandlos halten,
fügt man sich mit Bedacht
dem Fest der bleichen Schreckgestalten
im Taumel dieser Nacht.
Das Monster
Ein Monster steht vor meiner Tür
und stiert mich irre an.
Es meint, es wär ein Teil von mir,
ich hätt`s ihm angetan.
Das Auge glotzt, der Atem stinkt,
das Fell vom Schmutz entstellt.
Mir graut`s, doch seh‘ ich, wie es ringt
um Geltung in der Welt.
So nehme ich es in den Arm,
da wird es sanft und klein.
Und mir wird es um’s Herz ganz warm.
Es will geliebt nur sein.
Märchen
Der Froschkönig
So mancher Prinz bringt nach dem Kuss
statt Liebreiz Ärger und Verdruss,
sodass man wünscht, da unzufrieden:
Wär‘ er doch lieber Frosch geblieben!
Dornröschen
Dornröschen schlief `ne lange Zeit,
bis sie ein Prinz vom Bann befreit.
Doch als sie sah in seine Augen –
ganz trüb, verklärt und unnahbar –
dacht‘ sie: Der wird als Mann nicht taugen,
schlaf‘ lieber nochmal 100 Jahr‘!
Rotkäppchen
Das Rotkäppchen lief in den Wald.
Dort traf es eine Wolfsgestalt.
Es lockte keck mit Charme und Wein
den Wolf in Omas Haus hinein,
wo es den Wolf, der überrascht,
mit Haut und Fell hat ganz vernascht.
Der liebe Wolf und die böse Geiß
Es war einmal ein lieber Wolf,
der Ziegen gern zum Glück verhalf.
Doch uns`re Ziege war `ne Zicke,
die den armen Wolf mit Tücke
zum Wasserquell im Garten lenkte
und ihn mit Stein im Bauch ertränkte.
Rumpelstilzchen
Es sprang im Wald rings um das Feuer
Ein erdenhaftes Ungeheuer
in wildem Übermut entflammt,
da niemand seine Wahrheit kannt`.
Nun lief’s zum Schloss auf leisen Sohlen
der Königin ihr Kind zu holen
als Preis für seine Zauberei,
denn dreimal spann’s zu Gold das Heu.
Die Königin es gleich erkannte
und als sie seinen Namen nannte,
es voller Zorn und wutentbrannt
in einer Erdspalte versank.
Reflexionen
Willst unbeschwert durch’s Leben geh`n?
Am besten schließ dich ein!
Doch wirst den Sinn du nie versteh’n,
dem du erlaubst zu sein.
Besinne dich und schau nach innen,
sieh deinen freien Geist!
So wirst du eine Welt gewinnen,
die du schon längst bereist.
Auf deiner langen Erdenreise
durch die Zeit ins Lebensglück
irrst du herum, ziehst weite Kreise,
bis du kehrst nach Haus‘ zurück.
Der Abendstern, er strahlt so weit,
kannst du den Raum ermessen?
Doch seh’n wir ihn zur selben Zeit,
dann werden wir uns treffen.
Hältst gold’ne Bälle fest und stolz,
hast Angst, sie zu verlieren.
Nimm lieber welche, die aus Holz,
sind leichter zu jonglieren!
Willst du Musik im Innern fühl’n,
lass erst dein Ohr erklingen,
dann lass den Klang dich tief berühr’n,
bis Herz und Seele schwingen.
Musik befreit, ergreift das Herz,
sie lenkt die Sinne himmelwärts,
erhebt den Geist. Mit Klanges Kraft
sie inn’re Welten neu erschafft.
Warst lange tief im Baum versteckt,
bis Sonnenstrahlen dich geweckt.
Was lange währt, wird endlich gut.
Wenn aufblühender Lebensmut
die Angst erträgt, bis sie besiegt,
dann brich die Schale auf und flieg!
Angesichts des Weltentrubel
spürst du Zorn und auch mal Jubel.
Haderst du mit Gott und Schicksal,
bläst Schalmeien oder Trübsal,
verstehst nicht wirklich, was geschieht,
dein Blick die Klarsicht meist vermied.
Nur wenn du dich auf dich besinnst –
fernab von jeder Herde -,
dann merkst du, wie du dich gewinnst,
dann küsst der Himmel die Erde.
Sein Schloss bewohnt am Waldesrande
ein stolzer Herr von hohem Range.
Doch faul und morsch das Fundament.
Da niemand sich im Wald auskennt,
dem Herrn in seiner Eitelkeit
kein Mensch ihm gern zu Hilfe eilt.
Das Schloss zu retten nicht gelingt,
es langsam in den Boden sinkt.
Gemäß Bestimmung trittst du an
und treibst den Weltenlauf voran,
um einzuprägen deine Spur
dem steten Kreislauf der Natur.
Hab‘ Tränen unendlicher Liebe
tausendfach vergossen
und trotz der schmerzlichen Umtriebe
die Sehnsucht tief genossen.
Das Mobile
Die Segel tanzen leis‘ im Wind,
umschwärmen sich im Kreise.
Ein Luftstoß durcheinanderbringt
die ruhevolle Reise.
Durch Bindung sie einander nah’n,
konstant, doch nicht zu dicht.
Ein jedes bleibt auf seiner Bahn,
hält so das Gleichgewicht.
Die Sinnsuche
Ein Mönch, tief sinnend und verstockt
in seiner dunklen Zelle hockt,
ist ganz ins Bittgebet versunken,
auf dass er find‘ den Gottesfunken.
Da klopft der Bruder Cellerar.
Der Mönch denkt sich: „Wie wunderbar!
Man ruft mit Gottesfurcht zu Essen.“
Schon ist die Sinnsuche vergessen…
Der Mond erhellt der Menschen Nacht.
Hat mancher Seele Ruh‘ gebracht,
die nun bescheint vertraut im Stillen
der Menschen Werk, des Schicksals Willen.